System AdA: Reprise und Repetition

„Reprise und Repetition“ ist der erste Essay, den das Archiv der Avantgarden (AdA) präsentiert und der sich vorwiegend mit der Rolle des Archivs als Verwahrungsort für Erinnerungen aus der Vergangenheit befasst.

  • Laufzeit 10.10.2017—04.11.2017

Text

„Reprise“ und „Repetition“ haben unterschiedliche philosophische Bedeutungen, auch wenn die Begriffe oft als gleichbedeutend betrachtet werden. Repetition meint die Wiederholung von etwas, das bereits gesagt oder getan worden ist. Reprise bedeutet wörtlich eine Wiederaufnahme. In dieser Diskussion lauert eine große und eher unbequeme Frage: Was will man mit der Vergangenheit anfangen?

Wenn die Vergangenheit ein Arbeitsfeld ist, in dem uns gewisse Werkzeuge zur Verfügung stehen, dann besteht die gegenwärtige Aufgabe darin, eine Methodologie zu entwickeln, die in der Lage ist, Türen zu öffnen, die einst von opponierenden Kräften geschlossen worden sind. Ist die Beziehung zu den Erinnerungen von Nachahmung oder naiver Huldigung geprägt, so wird diese Chance vertan und man landet wieder in der gleichen Position wie zuvor. Das ist, kurz gesagt, die Bedeutung von Repetition: zu dem gleichen Schluss zu kommen statt zu einem neuen.

Impressionen

Text

Der deutsche Philosoph Walter Benjamin (der in AdAs Essay neben den Künstlern Robert Filliou, Bas Jan Ader, Robert Barry, Charbel-joseph H. Boutros, der Werkbund-Bewegung, dem Theoretiker Guy Debord und anderen präsent ist) schrieb darüber, wie wir zwischen den Trümmern der Vergangenheit den Opfern der Geschichte einen Ort geben sollten, damit ihre Stimmen wieder vernommen werden können.

Das Archiv ist der Raum, in dem ein Stimmenkollektiv weiterhin unbequeme Fragen über die Zukunft stellt, ein Ort, an dem Erinnerungen auf etwas Neues gerichtet werden können. Diesen Stimmen zuzuhören, ist nicht eine Frage der Entscheidung, sondern der Dringlichkeit; sie ohne jede Selbstkritik zu wiederholen, bedeutet, sich ihren realen Möglichkeiten entgegenzustellen und somit die Chance auf eine Reprise zu vergeben. Das Archiv hat diese wirkmächtige Rolle: die Vorstellungskraft erneut zu befreien, damit sie sich dem Unbekannten mit den Mitteln der Vergangenheit zuwenden kann.

Ein diskursives Programm begleitet die Aktivitäten im AdA kontinuierlich. Es interagiert mit ihnen, ergänzt und pointiert die thematischen Fragestellungen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen wie lebensweltlichen Perspektiven. Forschende Reflexion und sinnliche Erfahrbarmachung von Themen und Objekten stehen im Zentrum der Veranstaltungen.

Im diskursiven Programm des AdA wird die Rolle des Sammelns, Archivierens und Ausstellens reflektiert, einzelne Objekte der Sammlung werden im Rahmen von „Object Talks“ vorgestellt. Bestandteile des Programms sind, neben wissenschaftlichen Workshops, vor allem öffentliche Diskussionen, Lesungen und Vorträge. Hierzu sind alle Bevölkerungsgruppen und Altersklassen – vor allem aus Dresden und der Region – eingeladen.

weitere Ausstellungen

Weitere Ausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Museum für Völkerkunde Dresden

im Japanischen Palais

reich verzierte Holztür mit Fenster
09.12.2016 —08.04.2018

Prolog #1-10

im Japanischen Palais

Verschiedene Objekte in einer Vitrine
Zum Seitenanfang