Buckminster Fuller beim Marine Corps Helikopterlift einer Geodätischen Kuppel, Orphan's Hill, North Carolina, USA, 1954
© The Estate of R. Buckminster Fuller

Welten bauen. Visionäre Architektur im 20. Jahrhundert

Wer neue Welten bauen will, geht davon aus, dass die vertraute Welt nicht mehr genügt. Krisensituationen und einschneidende Ereignisse waren immer ein Initiator für die Menschen, grundlegende Fragen der Gegenwart neu zu denken und in Folge neue und avantgardistische Ideen zu entwickeln. Das ADA präsentiert in seiner zweiten Ausstellung eine Auswahl visionärer Projekte, die sich mit dem Verhältnis von Leben und Architektur befassen. Gezeigt werden Werke aus der eigenen Sammlung, beginnend mit dem Jahr 1900 bis in die Gegenwart.

  • Laufzeit 16.11.2024—09.03.2025
  • Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 15—21 Uhr Samstag bis Sonntag 11—19 Uhr 31.12.2024 11—16 Uhr (Silvester) 01.01.2025 12—18 Uhr (Neujahr)
    24.12.2024 — 26.12.2024  geschlossen
  • Eintrittspreise regulär 5 €, ermäßigt 4 €, unter 17 frei, (Berufs-)Schüler*innen & Studierende frei
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Etwa 200 Exponate, darun

Etwa 200 Exponate, darunter Zeichnungen, Modelle, Objekte und Publikationen erzählen von einem hoffnungsvollen Fortschrittsglauben oder mahnenden Skeptizismus für das Leben in der Zukunft. Mit Blick auf die heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen scheinen diese Vorstellungen von der Welt von damals aktueller denn je. Die Sammlungspräsentation im Zentrum des Ausstellungsbereiches stellt elf Positionen vor, darunter einzelne Architekt*innen als auch Kollektive und lose Gruppierungen.

Ausstellungsansichten

Paul Scheerbart

Paul Scheerbart

Paul Scheerbart gilt als Pionier der fanstatischen Literatur um 1900. Seine Geschichten und Romane handeln von Außerirdischen, die auf fremden Planeten oder Asteroiden siedeln. Beim breiten Publikum kamen Scheerbarts skurrile und spielerische Texte nicht an, doch in den Kreisen der Avantgarde fand er glühende Bewunder*innen. Er interessierte sich zeitlebens für die Verwendung von Glas, vor allem in der Architektur und kam so in Kontakt mit dem Architekten Bruno Taut. 

Bruno Taut

Bruno Taut

Zu Beginn seiner Karriere gestaltet Bruno Taut gemeinsam mit Paul Scheerbart einen Pavillon der Deutschen Glasindustrie. Später, in den Jahren des Ersten Weltkriegs widmet sich Taut Überformungen der Erde durch künstlerische Interventionen. Kerngebiet sind die Alpen, die er in einem gigantischen Projekt umgestalten möchte. 

abstraktes Bild mit Kreisen in verschiedenen Farben
© Archiv der Avantgarden - Egidio Marzona, SKD, Foto: Universitätsbiblitohek Bauhaus-Universität Weimar
Bruno Taut, Alpine Architektur, Hagen: Folkwang Verlag, 1919

Richard Buckminster Fuller

Richard Buckminster Fuller

Richard Buckminster Fuller ist Konstrukteur, Erfinder, Architekt, Designer, Publizist und Zukunftsforscher. Ende der 1020er-Jahre arbeitet er an der Idee eines transportablen und vorfabrizierten Hauses, das seine Energie selbst produziert. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt er sich darüber hinaus mit geodätischen Kuppeln, den sogenannten “Domes”, die von Gitterschalen aus Dreiecken gebildet werden. Mit seinen Forderungen nach Ressourcenschonung, Energieeffizienz und seinem transnationalen Denken wird der Visionär, der 1969 die Schrift “Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde” verfasst, zum Vordenker der Ökologiebewegung. 

 

 

Buckminster Fuller beim Marine Corps Helikopterlift einer Geodätischen Kuppel, Orphan's Hill, North Carolina, USA, 1954
© The Estate of R. Buckminster Fuller
Buckminster Fuller beim Marine Corps Helikopterlift einer Geodätischen Kuppel, Orphan's Hill, North Carolina, USA, 1954

Architettura radicale

Architettura radicale

In den 1960er-Jahren bildete sich in verschiedenen italienischen Städten Gruppen, die an der Schnittstelle zwischen Architektur und Design, Kunst und Gesellschaft operieren und sich kritisch mit der Nachkriegsmoderne auseinandersetzen. Besondere Bekanntheit erlangt Superstudio aus Florenz. Das Projekt eines “Monumento Continuo” überspannt mit einem endlosen abstrakten Raster Städte, Landschaften und Kontinente. Die Themen der sogenannten “Architettura Radicale” sind Wohnungsmangel, Utopieverlust und die Stadt als Mittel zur Befreiung der Arbeiter*innen. 

Superstudio

© Superstudio, SKD, Archiv der Avantgarden - Egidio Marzona, Superstudio, Foto: Herbert Boswank
Superstudio, Das Fortwährende Monument, 1973

Leonardo Mosso & Laura Castagno-Mosso

Leonardo Mosso & Laura Castagno-Mosso

Eine der ersten, die die Potenziale des Computers für die Architektur sehen, ist das Duo Laura Castagno-Mosso und Leonardo Mosso. So entstehen Modelle und Entwürfe aus sich wiederholenden Grundvolumina, die mit Verbindungsknoten zusammengehalten werden. Heute gelten Sie als Pioniere des digitalen Entwerfens. 

Ettore Sottsass

Ettore Sottsass

Der italienische Architekt und Designer Ettore Sottsass ist in den 1960er-Jahren bereits erfolgreicher Industriedesigner, besonders durch die Zusammenarbeit mit dem Bürogerätehersteller Olivetti. Nach seiner Indienreise entwickelt er die Keramikserie “The Indian Memory” - Ikonen des postmodernen Designs. Eine Kritik an der Architektur der westlichen Moderne ist klar in seinem Zeichenzyklus “Il pianeta come festival ” herauszulesen. 

Ettore Sottsass, Il pianeta come festival, 1973
© Archiv der Avantgarden - Egidio Marzona, SKD, Foto: Herbert Boswank; VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Ettore Sottsass, Il pianeta come festival, 1973

Zeitgenössische künstlerische Posit

Zeitgenössische künstlerische Positionen umrahmen im “Diskursiven Raum” die Sammlungspräsentation. Installationen und Aktionen der beiden Künstler*innen-Duos Hristina Ivanoska/Yane Calovski und Maja Wirkus/Eric Pries sowie des Tänzers und Choreographen Nitsan Margaliot setzen sich in einem wandelbaren Raum mit dem Thema der Ausstellung und der Sammlung von Egidio Marzona auf unterschiedlichste Art und Weise auseinander.

Diskursiver Raum

Im Diskursiven Raum sind zeitgenössische Positionen zu sehen. Hier finden auch verschiedene Veranstaltungen statt, wie Workshops, Performances, Lesungen und Vermittlungsprogramme. 

Yane Calovski & Hristina Ivanoska: Makedonium. Dramaturgy of the Unfinished

Yane Calovski & Hristina Ivanoska, MAKEDONIUM: Dramaturgy of the Unfinished

Die Installation „MAKEDONIUM: Dramaturgie des Unvollendeten“ basiert auf einer Langzeitforschung und einem interdisziplinären Projekt der Künstler*innen Yane Calovski und Hristina Ivanoska. 

Durch eine künstlerische Interpretation von Archivmaterial und anderen Erkenntnissen im Zusammenhang mit der Spätphase des Modernismus in Mazedonien und Osteuropa beschäftigen sie sich mit Archiven und der Politik des Erinnerns und des Vergessens.

 

MAKEDONIUM

Zentrum der Forschung ist das A

Zentrum der Forschung ist das Archiv des Monumentalkomplexes MAKEDONIUM in Krushevo, Mazedonien, das 1969 von dem Architekt*innen-Duo Jordan und Iskra Grabuloski entworfen und 1974 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Iskra Grabuloska sammelte die Dokumente über 30 Jahre lang, bevor sie sie dem Staatsarchiv schenkte. „MAKEDONIUM: Dramaturgie des Unvollendeten“ baut auf dem bisherigen künstlerischen Interesse der Künstlerinnen an defragmentierten Geschichten, narrativen Spekulationen und Repräsentationspolitiken im Zusammenhang mit vergessenen Zeugnissen der Vergangenheit auf.

WIRKUSPRIES: We are Millenium Stars

WIRKUSPRIES: We are Millenium Stars

19. November 2024 bis 12. Januar 2025

Das Künstlerpaar Maja Wirkus und Eric Pries setzt sich seit einigen Jahren intensiv mit der Architektur der hierzulande wenig bekannten Moderne in den europäischen Peripherien auseinander. Die Künstler*innen interessiert dabei die darin festgehaltenen Erzählungen und Erfahrungen der Akteure aus diesen Randgebieten, die noch immer in einer gemeinsamen Kulturgeschichte ausgespart werden. So entstehen Rechercheprojekte, die in raumbezogenen Installationen, die die eigene Arbeit den in Archiven gewonnene Einblicke gegenüberstellen. Die im Archiv der Avantgarden zu sehende Ausstellung We Are Millennium Stars sowie die gleichnamige Künstlerpublikation beschäftigen sich mit Aspekten der Ökonomie von Netzwerken und der politischen Dimension von Freundschaft.

Inspirationsort der titelgebenden Textarb

Inspirationsort der titelgebenden Textarbeit ist ein Haus am Fluss: Serock, Rybaki 2, südlich von Warschau, direkt am Strom Narew gelegen. Es handelt sich um das Wochenendhaus des Architektenpaares Syrkus. We Are Millennium Stars beruht auf der von dort in alle Welt gehende Korrespondenz von Helena Syrkus mit dem weltumspannenden Netzwerk der internationalen Moderne, die WIRKUSPRIES während ihrer künstlerischen Forschungsarbeit erstmals recherchieren konnten. 

In ihr überschreiben sich als private biografische Erinnerung die Ereignisse der 1920er- und 1930er-Jahre, die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die der Blockbildung danach. WIRKUSPRIES übersetzen die Brüche und Lücken in der sich entfaltenden Erzählung in eine poetische Textcollage. Der Text verknüpft die historischen Zeitläufte mit den Briefen der Protagonist*innen und anderen Einflüssen, die die Prozesse der künstlerischen Arbeit begleitet haben. So überlagern sich konkrete Wissensräume und verweisen auf die permanente Gleichzeitigkeit von Gegensätzlichem. 

Nitsan Margaliot

16. & 17. November 2024

Nitsan Margaliot ist Choreograf, Tänzer und Kurator mit Lebensmittelpunkt Berlin. Seit 2022 co-kuratiert er Ausstellungen für ACROSS Festival in der Galerie Wedding. Im Rahmen einer Fellowship-Kooperation mit HELLERAU erforschte er 2023 die Themen Tanz, Queerness und Fluxus in den Beständen des ADA.

Mit „Longing to Suspend“ kreiert Nitsan Margaliot ein Stück zwischen Tanz und Performance, das sich exklusiv dem ADA, seiner besonderen Sammlung, seiner einmaligen Architektur sowie der aktellen Ausstellung widmet und das Archiv selbst anhand von Motiven der Selbstarchivierung, des Köpers als Archiv und des Archivs als lebendige Gesamtheit thematisiert. 

 

Nitsan Margaliot
© Maria Eleonora Ledesma
Nitsan Margaliot

„Longing to Suspend“ i

„Longing to Suspend“ ist eine künstlerische Kooperation mit Tamar Sonn (Dramaturgie, choreografische Assistenz), Antoine Mermet (Sound Design, Komposition) und Kaur Hensel (Kostüm-Design).

Interviews mit Egidio Marzona

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