Regale mit Büchern
© SKD, Foto: David Pinzer

Aus der Sammlung

Die drei Ventilatorenmodelle im AdA, die zur Entwurfsreihe von Peter Behrens zählen, gehören dem wohl bekanntesten Typ des Tischventilators an, der auch ein beliebtes Motiv der AEG-Werbegrafik war. Die Neuartigkeit der Entwürfe von Behrens bestand darin, dass er ihre Form aus dem technischen Aufbau des Gerätes heraus entwickelte und fast gänzlich von dem Einsatz von Ornamenten und Dekor absah.

Die Tischventilatoren der Entwurfsserie

Die Form eines Objektes sollte nicht zu stark vom individuellen Geschmack des Gestalters beeinflusst, sondern mehr aus der maschinellen Fertigung entwickelt werden. (Behrens, 1909) So setzten sich die neuen Ventilatoren von den ornamental verzierten Vorläufermodellen ohne Drahtschutzkorb deutlich ab. Die Tischventilatoren der Entwurfsserie von 1908 waren kombinierbar lieferbar, entweder auf festem Fuß, mit einer Gabel, mit Gelenk oder mit einer Konsole zum Anbringen als Wandarmventilator. Sie sollten sich, ähnlich einer gewöhnlichen Stehlampe, überall leicht aufstellen und anbringen lassen. Zudem verschafften sie nicht nur Kühlung an heißen Sommertagen, sondern dienten auch dem hygienischen Luftaustausch, wie in den Werbeanzeigen betont wurde. (AEG-Broschüre 1913)

Seite 61 in AEG-Broschüre, 1914

Wenngleich Behrens in dem Vortrag

Wenngleich Behrens in dem Vortrag von 1909 deutlich macht, „daß es sich bei […] Bogenlampen,Ventilatoren usw. […] um Nutzobjekte“ handelt, die einen „praktischen Zweck zu erfüllen haben“, ist auch für ihn der ästhetische Wert des Objekts für die Verschönerung der Umgebung nicht untergeordnet. (Behrens 1909) Die Form wird zwar aus dem Konstruktionsprinzip abgeleitet, aber dann mit einer durchdachten Material- und Farbkombination veredelt. Die Wertschätzung der Zusammenarbeit mit Peter Behrens sowie die Hoffnung der AEG auf steigenden Absatz durch die hochwertige und schlichte Gestaltung der Ventilatoren, werden in den Anzeigen deutlich formuliert.

© Staatliche Kunstsammlungen Dresden
AEG Tischventilator, Entwurf Peter Behrens, 1908 Verschlussmarke, PD , AdA

Der kleinste Tisch-Ventilator ohne Regulierstufen

Denn insbesondere bei den Ventilatoren wird stets darauf hingewiesen, dass es sich um neue „Entwürfe von Professor Peter Behrens“ handelt, deren „elegante und gefällige Form“ ein „Zier- und Schmuckstück für jedes Zimmer und jeden Schreibtisch“ bildet. (AEG-Broschüre 1914) Der kleinste Tisch-Ventilator ohne Regulierstufen war laut der Preisliste von 1914 für 23,50 Mark erhältlich, während der oszillierende Tisch-Ventilator mit drei Regulierstufen 66,- Mark kostete.

© Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Tischventilator, Entwurf Peter Behrens, 1908 Foto PD 19, AdA

Durchschnittslohn

Bedenkt man, dass der Durchschnittslohn eines Arbeiters 1910 bei 87 Mark pro Monat lag, war ein Tischventilator zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ein Luxusobjekt. Auch den Betrieb von elektrischen Geräten konnten sich nur wenige Haushalte leisten, sofern sie überhaupt über einen Stromanschluss verfügten. Tatsächlich hatten 1910 erst 3,5% aller Berliner Haushalte einen Stromanschluss, von einem elektrisch betriebenen Ventilator ganz zu schweigen. (König 2000) 

Text: Selin Acarbas und Marion Hilliges

Literatur

AEG-Broschüre, AEG-Elektrizität in Haushalt und Gewerbe, 1913, S. 108

AEG-Broschüre, AEG-Elektrizität in Haushalt und Gewerbe, 1914, S. 61

Behrens 1909, Prof. Peter Behrens über Ästhetik in der Industrie, Vortragsreferat in der AEG-Zeitung Nr. 12, Juni 1909, S. 5-7.

König 2000, Wolfgang König: Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft. Konsum als Lebensform der Moderne, Stuttgart 2000, S. 223.

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